Offene Grundrisse, also offene helle Wohnbereiche als Herzstück eines Einfamilienhauses, wirken auf immer mehr Menschen zeitgemäß, wenn es um Ästhetik und Interior Design geht.
Die Aufteilung eines fließenden großen Raums in Wohnen, Essen und Kochen wünschen sich inzwischen die meisten Bauherren. Bei Fertighausanbietern ist sie schon seit Jahrzehnten Standard.
Doch ist ein eine Kombi aus Küche und Wohnbereich wirklich alltagstauglich? Ist das auch was für Hochsensible Menschen? Und: ist das auch was für dich?
Bevor du machst, was “jeder macht”, finde raus, welche Raumlösung wirklich zu dir und deiner Familie passt. Hier sind die Vor- und Nachteile der möglichen Grundrissvarianten zu Küche, Ess – und Wohnbereich für eine langfristig gute Entscheidung beim Bauen, Renovieren und Einrichten:
INHALTSVERZEICHNIS
Das Wichtigste in Kürze
Deine Raumplanung mit oder ohne offenen Wohnbereich
Wähle deine Raumaufteilung bewusst – statt „von der Stange“
Überleg, ob ein offener Wohnbereich wirklich zu deinem Alltag passt. Ja, er schafft ein Gefühl von Weite und Gemeinschaft, aber auch Herausforderungen wie Lärm, Gerüche und fehlender Rückzug sind typisch. Statt einfach einem Trend zu folgen, frag dich: Wie möchtest du wohnen? Bedenke die Bedürfnisse deiner Familie heute und in zehn Jahren.
Funktion schlägt Ästhetik – Alltagstauglichkeit zählt
Ein großer Tisch im Zentrum deines Hauses mag gemütlich wirken. Funktionalität ist entscheidend: Kannst du dich in deinem Zuhause gut organisieren? Kannst du dich zurückziehen? Ist dein Esstisch dein Homeoffice? Räume sollten das tägliche Leben erleichtern, nicht erschweren.
Flexibilität ist der Schlüssel – Raum für Wandel
Trends kommen und gehen, aber dein Zuhause bleibt. Plane Grundrisse so, dass sie sich flexibel an veränderte Lebensphasen anpassen können. Schiebeelemente, multifunktionale Möbel oder durchdachte Trennmöglichkeiten können helfen. Langfristige Lösungen sparen Geld, Nerven und Ressourcen. Eine gute Grundrissplanung ist beim Hausbau die beste Investition.
1. Warum die Planung eines Standardgrundrisses mit offenem Wohn- und Essbereich nicht automatisch der beste Tipp ist
In einem Haus zu leben, in dem die Räume nicht gut zu deinen Wohnbedürfnissen passen, stresst. Das wird gerade beim Hausbau vor lauter Vorfreude unterschätzt. Ein offener Wohnbereich wirkt auf den ersten Blick als das ultimative Mittel der Wahl. Doch wenn es später im Alltag klemmt, wächst garantiert auch im schönsten Neubau die Unzufriedenheit, wenn die Raumplanung schiefgelaufen ist.
Der Stress kann noch heftiger werden: Stell dir vor, du musst ein Haus, in dem du unzufrieden bist, über Jahrzehnte abbezahlen und dafür auch noch täglich pendeln – weil der günstigere Bauplatz nicht um die Ecke zu haben war. Noch gar nicht einkalkuliert sind dabei Renovierungen und kleine Umbauten, die sich Bauherren meist schon nach zehn Jahren wünschen.
Ich beobachte immer wieder, dass Familien beim Hausbau nur an ihre aktuelle Lebensphase denken, gleichzeitig aber davon ausgehen, dass sie nur einmal im Leben bauen. Ich verstehe, dass es nicht so leicht ist, zehn Jahr weiter zu denken. Doch die Zeit, die in die Planung und in langfristig gute Entscheidungen investiert ist, zahlt sich über Jahrzehnte aus: in Wohnqualität und vor allem finanziell.
Oft kommen Kunden zu mir, die erst zwei, drei Jahre in ihrem “Traumhaus” leben und zugeben, dass es von Anfang an nicht zu ihrem Familienalltag gepasst hat. Sie fühlen sich mit der Einrichtung eines offenen Wohnbereichs und mit der Raumaufteilung nicht wohl. Das liegt meistens daran, wie die Räume im Gebäude angeordnet sind und auch an der Überschneidung von vielen Nutzungen, die offene Wohnräume mit sich bringen. Nicht jeder hält das aus. Raumgefühl ist subjektiv.
Hier liest du, was ich unter guter Innenarchitektur verstehe und wie ich meine Aufgabe in der Zusammenarbeit mit Kunden sehe.
WARUM DU DIR ZEIT FÜR EINE GUTE ENTSCHEIDUNG GEBEN SOLLTEST
- Die Möglichkeiten, das nachträglich noch zufriedenstellend zu ändern, sind begrenzt.
- Die Kosten für Umbaumaßnahmen sind meistens unerwartet hoch.
- Auch die Themen: Rohstoffe und Nachhaltigkeit rechtfertigen die Zeit, sich vorher intensiv Gedanken zu machen.
Das ist ein Teil meiner Baubegleitung für Innenraumkonzepte, für die ich auch Hand in Hand mit Architekten arbeite. Wenn mich Bauherren für ein Innenraumkonzept beauftragen, sind die zukünftigen Raumbedürfnisse und -funktionen und die Anordnung der Räume eine der ersten wichtigen Fragen, die wir sorgfältig für das neue Haus klären.
Mein Ziel: der zukünftige Alltag muss richtig gut funktionieren. Dabei möchte ich die gewünschten Funktionen natürlich unterbringen. Funktionalität kommt vor den Fragen zu Gestaltung, Farbkonzept, Atmosphäre und den Details – wie beispielsweise ob du lieber graue oder beige Fliesen im Bad haben willst.
Vielen Menschen fällt es nicht so leicht, sich vorzustellen, wie sie sich durch ihr zukünftiges Haus bewegen. Da nehme ich meine Kunden bildlich an die Hand. Dabei bekommen sie das Gefühl, ihr Haus sei schon real. So entstehen automatisch viele Details, mit denen später ihr Alltag im Haus gelingt.
Du denkst jetzt vielleicht: “Für wen sonst?” Ich denke: “Schön wär’s”. Leider ist das alles andere als selbstverständlich. Denn oft fühlen sich Bauherren als „Nummer“, weil man ihnen viele wichtige Fragen gar nicht stellt oder weil ihnen nicht empathisch zugehört wird.
Ich beobachte, dass Bauherren verständlicherweise mit hohen Erwartungen ihre Mietwohnung gegen ein Einfamilienhaus eintauschen. Doch selten haben sie sich vorher wirklich gefragt, was genau sich verbessern soll und was sie langfristig zum Wohnen brauchen. Also nehmen sie das, was von der Bauindustrie kostenoptimiert (für maximalen Gewinn) angeboten wird: Quadratisch? Praktisch? Gut?
Selbst wenn du nicht vorhast zu bauen, so stellst du dir sicher auch bei einer Wohnungssanierung die Frage, ob du die einzelnen Räume so lassen willst. Vielleicht wäre es besser, mehrere Nutzungen in einem größeren Raum unterzukriegen?
Alle meinen Kunden möchten einen großen Tisch mit genug Platz für Besuch. Also nix mit Ansteckplatten, die umständlich aus dem Keller geholt werden müssen, wenn spontan Mitschüler oder die Yogatruppe vorbeikommt. Der große Tisch ist in jedem Haus zentraler Treffpunkt. Dort wird gegessen, gemalt, gearbeitet. Je größer, desto mehr Platz, um mal was auf die Seite zu schieben, wenn gedeckt wird.
Soweit nachvollziehbar. Doch für einen großen Tisch brauchst du an erster Stelle Platz und nicht eine bestimmte Grundrissform.
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2. Das klassische Esszimmer | Die Vor- und Nachteile
Ein Esszimmer? Ist das nicht von vorgestern? Hat das überhaupt noch jemand?
Wie das Esszimmer beim Wohnen verschwand
In älteren, großbürgerlichen Häusern mit traditionellem Grundriss gab es immer ein sogenanntes, repräsentatives Speisezimmer. Das war noch aus der Zeit, als das Personal in der Küche kochte und im angrenzenden oder darüber liegenden Speisezimmer den feinen Herrschaften servierte. Ein Zimmer nur zum Essen: aus heutiger Sicht purer Luxus und Platzverschwendung?
Das Speisezimmer, nur größer gedacht, findest du bis heute aber immer noch in Klöstern. Das sogenannte Refektorium soll das Gemeinschaftsgefühl der Mönche stärken, die dort drei Mal täglich zum Essen zusammenkommen.
Wer kein Haus mit Speisezimmer und Personal hatte, hatte einen Essplatz in der Küche. Auch, weil die Küche lange der einzig beheizbare Raum in einer Wohnung war.
Im 20. Jahrhundert gingen moderne Wohnformen nach und nach weg von kleinteiligen, aneinandergereihten Räumen zu einem offenen Wohnkonzept. Ein zentraler Raum, in dem gegessen, gewohnt und gekocht wird, ist platzsparender, weil Wände und Flure wegfallen. Auch die Zentralheizung machte neue Grundrisse möglich. Weniger Wände führten auch zu niedrigeren Baukosten, was in den beiden Phasen der großen Wohnungsnot nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sehr wichtig war.
Das Esszimmer in Bestandshäusern
Gerade seit Corona fragen sich viele Bauherren wieder, ob sie nicht zum Esszimmer zurückkehren, das sie noch von ihren Eltern kennen. Auch weil gerade bei den Häusern aus den 60-er und 70-er Jahren ein Generationenwechsel stattfindet. Grundriss lassen oder ändern?
Bei einem 70-er Jahre Bungalow, das ich letztes Jahr mit sanierte, war es beispielsweise gar nicht möglich. Halbgeschosse und L-Form sahen eine kleine Küche und einen überproportional großen Wohnraum vor sowie eine große, offene Diele mit der Haupttreppe in alle Stockwerke. Da blieb es sogar bei einer Dreiteilung. Denn das Ehepaar wollte die sonnendurchflutete Diele als Essplatz und hatte kein Thema damit, direkt an der Treppe zu sitzen.
Die Vorteile des separaten Esszimmers
- Mehr Platz, um Gäste entspannt zu bewirten.
- Das Chaos in der Küche bleibt unsichtbar.
- Küchengerüche sind nicht so stark.
- Es lässt sich als wohnliches Homeoffice nutzen. Du kannst ungestört Telefonate führen.
- Mehr nützliche Wandfläche für Schränke – wichtig, um Ordnung zu halten und gut gegen Reizüberflutung durch zu viel rumliegende Dinge.
- Platz für Sideboards, die eine praktische Ablage für Besteck, Gläser, Karaffen und Brot sind, wenn du Gäste bewirtest.
- Du kannst die Tür des Esszimmers schließen, wenn du für dich sein willst.
- Eine Tür sorgt auch dafür, dass weniger Geräusche in den anderen Räumen zu hören sind. Schall überträgt sich vor allem dann, wenn im Wohnbereich noch eine Treppe integriert ist, die in ein darüber liegendes Geschoss führt.
Die Nachteile des separaten Esszimmers
- Du verlierst mehr Wohnfläche, weil du diese Fläche für zusätzliche Wände brauchst.
- Du musst Essen und Geschirr durchs Haus tragen.
- Der, der kocht, ist vom Geschehen “abgekoppelt”.
- Du kannst deine Kinder nicht so gut beaufsichtigen, wenn du gleichzeitig kochst.
3. Die klassische Wohnküche | Die Vor- und Nachteile
Die Wohnküche ist ein vom Wohnbereich abgegrenzter Raum, in dem neben der Küche noch ein Esstisch und mehrere Stühle Platz finden. Also Küche und Esszimmer in einem. Voraussetzung ist, dass die Küche groß genug ist. Dann kann der Essplatz statt im Wohnzimmer auch in der Küche platziert werden. Übrigens – die Wohnküche ist mein persönlicher Favorit.
Die Vorteile einer Wohnküche mit Essplatz
- Kochgerüche bleiben in der Küche.
- Essen und Geschirr müssen nicht weit getragen werden. Der Tisch ist fix gedeckt. Gerade wenn du kleine Kinder hast, kann dir das viel Zeit und Hektik sparen.
- Die meisten Menschen finden eine Wohnküche besonders gemütlich. Daher hält sich Besuch auch gerne darin auf.
- Du hast weniger Flächenbedarf als bei einem separatem Esszimmer.
Die Nachteile einer Wohnküche mit Essplatz
- Kochgerüche sind meistens im ganzen Wohnbereich. Liegt noch eine Treppe im Wohnbereich, dann ziehen Gerüche auch in die Schlafräume.
- Küchenchaos bleibt sichtbar. Gäste bekommen die unaufgeräumte Küche zu sehen. Das willst du bei offiziellen Gästen vielleicht nicht. Ein Essplatz im Wohnzimmer oder ein separates Esszimmer ist da passender.
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4. Die Vor- und Nachteile des offenen Wohnbereichs mit Wohnzimmer, Esszimmer und Küche in einem
Was versteht man unter einem offenen Wohnbereich oder unter einer offenen Wohnküche?
- Der offene Wohnbereich oder die offene Wohnküche ist die Weiterentwicklung der klassischen Wohnküche.
- Dafür wird zu den Hauptfunktionen Küche und Esszimmer noch der Wohnbereich dazu genommen. Alle Nutzungen gehen ohne trennende Wände und Türen ineinander über.
- Denkbar sind offene Wohnbereiche auch bei Schlaf-, Bade- und Ankleidezimmern. Die kannst du genauso zusammenlegen. Doch hier ist das Bedürfnis nach Intimität und räumlicher Trennung eher noch die Regel. So wie bei Arbeitszimmern – was gerade im Lockdown Vorteile hatte.
Idealbild und Realität
Gerade wenn du noch in einer beengten Wohnung lebst, hast du vielleicht dieses Bilderbuchbild im Kopf: Ein großer Raum mit Zugang zur Terrasse, in dem alles harmonisch zugeht: Kochen, Essen mit Blick in den Garten, Spielen, Hausaufgaben betreuen, Lesen, Abschalten, Feiern und Fernsehen mit der Familie, der Abend mit Freunden. Im Mittelpunkt ein großer Esstisch, an dem immer was los ist – klar, es ist der lebhafteste Raum im Haus.
Dahinter steckt dein Wunsch nach Zugehörigkeit und nach Gemeinschaft. Soweit ganz normal, denn so geht’s fast allen Menschen. Doch offene Wohnbereiche sind nicht für jeden Menschen geeignet. Denn neben Gemeinschaft brauchen wir auch Rückzug.
Hier die Vor- und Nachteile:
Offener Wohnbereich mit Küche, Ess- & Wohnbereich | Die Vorteile
Vorteil: Kommunikation & Begegnung
Ganz klar. Der Offene Wohnbereich ist kommunikativer als mehrere abgetrennte Räume. Es finden viele Nutzungen zur selben Zeit statt. Irgendwas ist immer los. Der eine liest, der andere kocht in der Küche und räumt gleichzeitig den Geschirrspüler aus. Parallel überwacht er auch noch mit einem Blick, ob die Kids ihre Hausaufgaben am großen Esstisch ohne Reibereien hinkriegen. Im Idealfall fühlen sich alle miteinander verbunden und genießen es, beieinander zu sein, auch wenn mal nicht geredet wird.
Klar ist auch, dass bei vielen Nutzungsmöglichkeiten auch eine größere Chance für Gespräche besteht als wenn jeder für sich zurückgezogen derselben Beschäftigung nachgehen würde.
Vorteil: Großer Raumeindruck bis in den Garten
Liegen offene Wohnbereiche an einer Dachterrasse oder im Erdgeschoss mit Zugang zu einer Terrasse und einem Garten, verstärkt der natürliche Übergang nach draußen den großzügigen Raumeindruck. Doch leider mache ich immer wieder die Beobachtung, dass Bauherren genau das zwar wollten, dann aber doch mit dem Rücken zum Garten sitzen, weil der Flachbildschirm bei der Raumnutzung Priorität hatte. Schade. Auch schade, dass im Grundriss das Thema Flachbildschirm nicht mitgedacht wurde.
Vorteil: Mehr Nutzfläche, weil Wände wegfallen
Viele Jahre blieben Verkäufer von Häusern mit kleinteiligen Grundrissen auf ihren Häuser sitzen. Das hat sich inzwischen durch steigende Baukosten und zu wenig bezahlbare Alternativen deutlich verändert. Kleinteilige Grundrisse werden optimiert, Räume werden zusammengelegt, in dem ein oder zwei Wände abgerissen werden. Der Aufwand ist nicht immer groß, das Ergebnis ist zum Teil enorm. Mehr Licht, Großzügigkeit. Die kleine Küche fällt weg, dafür gibt es einen großen Gemeinschaftsraum.
Offener Wohnbereich mit Küche, Ess- & Wohnbereich | Die Nachteile
Einen Grundriss für größere Räume zu öffnen, hat auch Nachteile. Nicht zuletzt gehört dieser Standard beim Hausbau oder Hausumbau in die lange Liste an Trends, die kommen, aber oft nach Jahrzehnten auch wieder verschwinden oder neben anderen Lösungen als eine von mehreren praktischen Möglichkeit bestehen bleiben.
Nachteil: Die Akustik
Geschirrgeklapper, wenn andere versuchen, sich zu konzentrieren oder zu schlafen (Schichtarbeit) kann zu Reibereien führen. Genauso wenn der eine auf dem Sofa in Ruhe lesen und der andere fernsehen will. Dass sich alle immer einig sind – kaum vorzustellen. Liegt auch noch, wie oft bei mehrgeschossigen Häusern, die Treppe im offenen Wohnbereich, sind akustische Probleme ohne Umbau kaum zu beseitigen.
Mit einer Wangentreppe, mit oder ohne Setzstufen, bringst du das Problem von Anfang an mit ins Haus. Der Begriff schallentkoppelte Treppe täuscht in diesem Fall, denn damit wird nicht das Problem des Luftschalls beseitigt sondern nur der Trittschall beim Begehen der Treppe minimiert. Also der Luftschall bleibt: diesen überträgt die Luft von der Küche oder vom Fernseher oder einer wild diskutierenden Gruppe am Esstisch vom Erdgeschoss ins Obergeschoss.
Selbst wenn du einen eigenen Raum für dich hast, gelingt es nicht so gut, deinem Bedürfnis nach Rückzug nachzukommen. Ein Kompromiss ist die geschlossene Treppe aus Stahlbeton, die mit einem Bodenbelag belegt ist. Doch die Entscheidung dafür ist schon bei der Entwurfsplanung zu fällen. Auch hier ist Schallübertragung über Luft nur vermindert. Dafür müsste der Treppenbereich noch zusätzlich über dicht schließende Türen abzutrennen sein.
Nachteil: Fehlender Rückzugsort
Gerade in Wohnungen oder kleinen Häusern ist das Wohnzimmer der einzige Rückzugsort für die Eltern, wenn es neben Schlaf- und Kinderzimmer keinen weiteren Raum mehr gibt. Sobald gekocht oder ferngesehen wird, ist es schwierig, Ruhe zu finden. Da bleibt oft nur das Schlafzimmer und mit etwas Glück das Arbeitszimmer.
Nachteil: Kochgeruch
- Da offene Wohnbereiche die Küche mit einschließen, ziehen Kochgerüche schnell durch den Wohnbereich. Kaffeeduft am Morgen dürfte noch das Highlight sein. Dann folgt das Mittagessen: scharf angebratene Zwiebeln, Knoblauch und Hackfleisch.
- Wenn Kinder später oder nacheinander von der Schule eintrudeln, ist die Küche laufend in Benutzung: Das Mittagessen nochmal schnell aufgewärmt, da noch ein Spiegelei zwischendurch. Abends gibt es frische Pilze in Butter geschmort.
- Vor allem wenn du keinen oder noch einen veralteten Dunstabzug hast, verbreiten sich diese Gerüche schnell im gesamten Wohnbereich und darüber – wenn noch eine Treppe in den Bereich integriert ist.
- Neue Dunstabzüge, zum Beispiel von berbel vermeiden das nicht ganz, haben aber eine Technik entwickelt, um den sogenannten Kochwrasen (Mischung aus Luft, Feuchtigkeit und Fett) so zu trennen, was sie effizienter macht. Vor allem verhindern sie, dass sich Fett auf Oberflächen absetzt und dort noch lange nach dem Kochen für schlechten Geruch sorgt. Ich war jedoch noch in keinem Haus, in dem das vollständig funktioniert hat.
Nachteil: Unordnung
- Du liebst Ordnung. Doch mit einem offenen Wohnbereich ist bei Familien trotz Disziplin Unordnung vorprogrammiert. Bei einer vierköpfigen Familie ist in der Küche spätestens ab Mittag so viel los wie auf einem Busbahnhof. Vor allem, wenn am großen Tisch die Hausaufgaben auf Hochtouren laufen. Danach wird vielleicht noch mit Freunden gespielt bis der Fernseher läuft. Es ist schwierig, laufend Ordnung zu halten. Da türmt sich trotz Spülmaschine schnell weiterer Abwasch, leere Brotdosen, Einkaufstaschen, Trinkflaschen und andere, mal eben abgelegte Sachen, wie Schulranzen und Turnbeutel usw.
- Logisch, dass die Küche meistens unordentlich aussieht, egal wie viel du aufräumst.
- Du bekommst Besuch. Seit Mittag hast du tausend Sachen in der Küche vorbereitet. Klar, dass man das sieht und dass die Küche ungemütlich aussieht – ganz anders als in den Werbevideos, in denen die strahlende, gestylte Gastgeberin easy peasy ein Dreigänge – Menü wuppt, den Tisch magazinreif gedeckt hat und die Küche so aussieht, als sei gerade ein vierköpfiger Putz- und Aufräumtrupp weggefahren.
Nachteil: Weniger Stellfläche = Weniger Stauraum
- Klar, bei weniger Wänden ist die Möblierung nicht mehr so einfach. Es fehlt Stellfläche für Schränke, Sideboards und Regale. Ich plane daher, wenn irgendwie möglich, Einbauschränke und eine kleine Speisekammer mit ein.
- Bei genügend Raumgröße lässt sich ein Sideboard auch mal an die Rückseite des Sofas stellen.
- Gerade wenn die Kinder noch im Kindergartenalter sind, bleibt eine Grundmenge an Spielzeug (Lego, Malzeug, Puppen) immer im Wohnbereich.
- Dann gibt es Bücher, Spiele und nach wie vor DVD-Sammlungen und Computerspiele. Egal wie du es drehst: Die Dinge sind nun mal da und müssen wo hin. Zur Not eignen sich dafür auch Körbe oder eine schöne Truhe.
5. Offener Wohnbereich mit Küche – Wie Wohnen, wenn du hochsensibel bist
Wenn du schon weißt, dass du hochsensibel bist, dann muss ich nicht weiter ausholen. Alles, was deine Sinne ab einem gewissen Punkt überbeansprucht, ist zu viel. Das ist bei einem offenen Wohnbereich vorprogrammiert:
- Küchengeruch
- Lärm
- Unordnung
Reizüberflutung für alle Sinne. Vor allem, wenn du keinen eigenen, reizarmen Raum hast, in dem du entspannen kannst – wenn mal wieder alles zu viel ist. Finde räumlich eine gute Lösung für dein Bedürfnis nach Rückzug.
LESETIPP:
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6. Wie sich die Einstellung zum offenen Wohnbereich durch Corona verändert hat
Corona hat vielen Lebensbereichen einen enormen Schub für Veränderung verpasst. Bei der Frage: “Wie wollen wir wohnen?”, war der offene Grundrisses das erste, was diskutiert wurde.
Saß man anfangs im ersten Lockdown noch gemütlich bei Netflix und Pizza zusammen, war nach einigen Wochen klar, dass die Pandemie nicht so schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen ist. Der Alltag und auch Abgrenzung musste besser funktionieren, aber wie? Kein Wunder, dass der offene Grundriss in dieser Extremsituation an seine Grenzen kam.
Die Küche sammelte dagegen Pluspunkte. Sie wurde mehr und mehr der Ort für kreatives Kochen und Backen. Viele haben sich gefragt, was sie wirklich in ihren Küchen brauchen. Sie ist der Ort für alle, die sich gesünder ernähren, Essen selbst zubereiten, einkochen und auch lagern wollen. Mehr Gesundheit heißt auch, gesünder zu essen.
Die Speisekammer erlebt gerade eine Rückkehr. Die Auswahl an Küchen aus langlebigen Materialien, wie Massivholz und Naturstein sowie zeitlosen Designs steigt passend zur Nachfrage nach regionalen Bioprodukten.
Das Thema Homeoffice, das für viele Selbständige schon vorher Alltag war, überforderte vor allem die Familien in Wohnungen und Häusern mit offenem Grundriss. Immer aufeinander hocken – das war gestern. Ein eigener Bereich für Rückzug? Für viele purer Luxus und nicht möglich.
7. Offener Wohnraum – Funktionalität, Einrichtung, langlebiges Design und Farbkonzept im Einklang
Der offene Grundriss kann eine wunderbare Lösung sein, um eine großzügige, einladende Atmosphäre zu schaffen, in der die Hauptfunktionen und Entspannen nahtlos ineinander
übergehen. Damit es am Ende jedoch harmonisch wirkt, ist ein durchdachtes Einrichtungskonzept essenziell.
Hier spielt ein Farb- und Materialkonzept eine zentrale Rolle: Mit einer ausgewogenen Palette, die sich wie ein roter Faden durchzieht, lässt sich eine einheitliche und zugleich lebendige Umgebung gestalten.
Eine gute Gestaltung berücksichtigt auch die Platzierung der Möbel, sodass jede Funktion – sei es das Kochen, das Essen am Tisch oder das Relaxen auf dem Sofa – klar definiert ist. So entsteht ein Zuhause, das gemütlich und funktional zugleich ist, perfekt für den modernen Lebensstil.
8. Mein Fazit zum offenen Wohnbereich mit Küche und Esszimmer
Frag dich, was du brauchst und triff dann eine individuelle Entscheidung
Vor allem wenn du gerade bauen oder umbauen willst, überlege:
- Was soll alles zusammenhängen? Denn das ist eine der Hauptentscheidungen, die du treffen musst. Frag dich deshalb:
- “Bin ich wirklich Standard?”
- “Passt nicht was anderes besser zu meinem Leben?”
- Überleg, was du brauchst und triff dann eine individuelle Entscheidung – egal was dir von Architekten, Freunden oder Fertighausfirmen eingeredet wird. Wenn dein Wunsch nach Ruhe und Ordnung größer ist als der nach einem Wohnbereich, der so ist “wie bei allen anderen”, dann freunde dich mit deiner eigenen Lösung an.
- Es gibt nicht die eine beste Lösung. Genauso wie ein Grundriss geöffnet wird, werden bei Umbauten wieder Wände eingezogen, weil alles in einem nicht für jeden geeignet ist.
- Trends kommen, bleiben ein paar Jahre oder Jahrzehnte und gehen dann wieder. Denk mal an die Speisekammer deiner Oma. Die war lange Standard und dann nicht mehr, denn sie war altmodisch. Haha! Sie ist längst wieder da. Wer eine hat, kann sich das Leben ohne gar nicht mehr vorstellen.
- Gibt es sonst im Haus kaum Rückzugsmöglichkeiten für jeden in der Familie, kann diese Grundrissvariante an die Nerven gehen. So, das gehört hier zwar nicht so ganz hin, aber: Liebe 24 / 7 Familienmanagerin, bitte denk dran, dass du in eurem Haus auch ein eigens Zimmer abbekommst. Wenigstens das Gästezimmer, das die meiste Zeit im Jahr eh leer steht und auch nicht als Bügelzimmer herhalten muss. Und das gestaltest du dir bitte so richtig schön! Versprochen?
Langfristig geplante Wohnungen sind flexibel und multifunktional
Die Wünsche an neue Formen des Zusammenlebens ändern sich gerade stark – auch, weil bezahlbares Wohnen kreative Lösungen braucht. Daher werden sich gerade die Grundrisse stark mit verändern:
- Starre Grundrisse, die “für jeden geeignet” sind, sind Vergangenheit.
- Die Zukunft gehört ganz klar flexibleren Grundrissen, die sich praktisch mit Raumteilern, Schiebeelementen oder Schiebetüren nach Bedarf voneinander abtrennen oder zuschalten lassen. Für mehr Rückzug und für mehr parallele Nutzungen, die sich nicht gegenseitig stören.
- Multifunktionale Räume, die gut für viele Nutzungen geeignet sind, sind die Antwort auf hohe Mieten für Räume, die nur für bestimmte Nutzungen vorgesehen sind.
- Multifunktionale Räume verlangen auch nach individuellen, maßgefertigten Möbeln mit mehreren Funktionen. So können Möbel gleichzeitig Raumteiler, Schreibtisch, Bett und Stauraum sein.
- Tiny Houses und der Wunsch, mit weniger Ballast zu leben, sind da nur ein Beispiel als Antwort auf die Frage, ob große Zimmer jeden glücklich machen.
- Der Wunsch nach einem Loft ist dagegen stark zurück gegangen.
- Haushaltsgrößen verändern sich: Alternative Wohnformen für Senioren, Singles, Alleinerziehende und auch für Familien und Mehrgenerationenfamilien sind im Vormarsch. Nicht zuletzt, um wachsende Einsamkeit in der Gesellschaft zu entschärfen.
- Flexible Grundrisse schonen die Umwelt. Denn sie ersparen teure Umbaumaßnahmen, indem sie Jahrzehnte den Alltag einer wachsenden Familie unterstützen können.
ZEIT FÜR DEIN ZUHAUSE
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