Ein Kosmetikstudio minimalistisch planen und einrichten? Sind die nicht alle minimalistisch? Minimalistisch ja, aber leider auch steril, weiß, praktisch und wenig einladend – so wie viele Arztpraxen.
“Das muss auch “anders” gehen und kann doch trotzdem minimalistisch sein” – dachte sich meine Kundin Beate Comment, als sie mich für ihr Thema “WELLBEING & SELFCARE” und die Gestaltung ihrer frisch angemieteten Studioräume kontaktierte. Wie ich sie unterstützt habe:
INHALTSVERZEICHNIS
Mein SYSTEM konzeptioneller Raumgestaltung
Wie ich meine Projekte bearbeite und darüber auch Frau Comment’s Kosmetikstudio gemäß ihrer Vorgabe: „Das muss doch auch anders gehen“ neu und minimalistisch geplant und eingerichtet habe:
1. Kennenlernen + Zuhören + Fragen + Verstehen + Projektdaten sammeln
Das Wichtigste in Phase 1
Ein gutes Ergebnis hängt vor allem davon ab, ob sich die zwischenmenschliche Ebene zwischen meinen Kunden und mir von beiden Seiten her gut anfühlt. Denn ich brauche den Zugang zu meinen Kunden, um sie zu verstehen.
Daher hängt das Ergebnis auch von meinen Fragen, vom Zuhören & Hinspüren und von meinem “Out of the box Input” ab. Denn ich möchte den Menschen mit seinem Raum zusammenbringen und im besten Fall dafür sorgen, dass er damit langfristig glücklich ist und sich wohlfühlt darin, weil der Raum seine Lebensqualität verbessert.
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Da ist also die Situation der Kundin auf der einen Seite: ihre Ideen, Bedürfnisse, Wünsche und natürlich auch ihre persönliche Geschichte.
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Auf der anderen Seite gibt es den Raum und – je nach Aufgabe – mal mehr, mal weniger auch die Auseinandersetzung mit dem Ort, seiner Geschichte, der Geschichte des Gebäudes und seiner Architektur. Bei diesem schönen Projekt spielte der Ort und das Gebäude eine besondere Rolle. Daher setze ich mich mit dem architektonischen Raum, dem Ort, der Architektur, seinen Flächen und Bauelementen (Boden, Wand, Decke, Fenster, Türen) auseinander.
Ich möchte nie was überstülpen. Weder dem Kunden noch dem Gebäude. Ja, ich bremse meine Kunden auch, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas nicht zu ihnen oder zu ihren Räumen passt und eher wie eine Verkleidung wirkt. Auch nicht jede Idee aus dem Freundeskreis passt.
Wer sich Unterstützung sucht, möchte auch neue Ideen bekommen und weiterkommen. Also schlug ich Frau Comment vor, den Besuch einer Kundin von Begrüßung bis zur Verabschiedung gedanklich in ihren Räumen durchzuspielen, um keine Details außer Acht zu lassen.
DIE AUSGANGSSITUATION MEINER KUNDIN FRAU COMMENT
Nach über 30 Jahren zog es Frau Comment von ihrer zweiten Heimat San Francisco zurück nach Deutschland, nach Bad Reichenhall.
Als wir uns kennenlernten, hatte Frau Comment bereits die Räume für ihr neues Studio: Im KÖNIGSPALAIS in Bad Reichenhall. Erste Adresse und beste Voraussetzungen, ihr Premium-Kosmetikstudio fortzuführen und an ihren Erfolg in San Francisco anzuknüpfen. Dort hatte sie ihr Studio am Union Square und arbeitete eng mit renommierten Dermatologen zusammen. Viele Frauen aus der Fernsehbranche buchten ihre Spezialbehandlungen vor wichtigen Auftritten.
Frau Comment hatte ihre Möbel im Seecontainer mitgebracht und schon mal in ihre neuen Räume gestellt. Sie wusste aber nicht, welche bleiben und welche weg konnten. Egal, wie sie ihre Kommoden und ihre Behandlungsliege stellte, es war weder funktional noch atmosphärisch so, wie sie sich das wünschte.
Es sollte “anders“ aussehen, zu ihrem neuen Leben passen und sich vor allem von anderen Kosmetikstudios abheben. Räumlich hätte es keinen besseren Start geben können: Das, was an Atmosphäre in anderen Räumen oft in sehr vielen Schritten zu gestalten oder ohne größere Maßnahmen sogar unmöglich ist, brachte ihr leerer Raum schon mit.
Bevor ich die neuen Räume in Bad Reichenhall geplant und eingerichtet habe, startete ich – wie immer bei Projekten – eine umfassende Bestandsanalyse: Räume, Arbeitsabläufe, visuelle Markenidentität und Unternehmerinnenwerte. Das visuelle Branding der Unternehmerin war in die Jahre gekommen. Ich wollte es in die aktuelle Zeit übersetzen und bei der Planung und Einrichtung berücksichtigen und auf die Räume übertragen.
DER ORT DES PROJEKTS | BAD REICHENHALL
Den Kurbetrieb gibt es in Bad Reichenhall seit 1746. Seit 1890 darf sich Bad Reichenhall “BAD” nennen. Zu verdanken ist das der 1713 entdeckten Kirchbergquelle und zwei visionären Geschäftsleuten, dem Hotelier Ernst Rinck und dem damaligen Bürgermeister Mathias Mack.
Bad Reichenhall ist seit der Römerzeit der Inbegriff für Salzgewinnung. Salz war über Jahrhunderte kostbar und teuer, denn man brauchte es zur Lebensmittelkonservierung. Logisch, dass die gesamte Region mit ihren vielen Solequellen von der Salzproduktion profitierte. Dazu führten Leitungen mit Solewasser zur Verarbeitung direkt nach Bad Reichenhall.
Vom 16. – 20. Jahrhundert gehörte die salzproduzierende Saline dem bayerischen Staat, der seine Einnahmen zu einem Drittel daraus bezog und die Salzproduktion zur Priorität machte. Klar, dass in Bayern damals nur bayerisches Salz verkauft werden durfte. Das Salzmonopol hielt sich bis 1868.
Nach einer Brandkatastrophe 1834 ließ König Ludwig I. von Bayern die repräsentative geometrisch angelegte Salinenanlage von den beiden Architekten Jospeh Daniel Ohlmüller und Friedrich von Gärtner neu aufbauen. Kurz darauf war die Saline unter Experten die “schönste Saline der Welt”. Friedrich von Gärtner war auch für Planung und Bau des KÖNIGSPALAIS – “Beamtenstock” genannt – zuständig.
Im KÖNIGSPALAIS brachte man die wachsende Zahl an Beamten unter, die die florierende Saline verwalteten. Der sogenannte “Beamtenstock” ist Teil des Gebäude-Ensembles der “Alten Saline” – bis heute Wahrzeichen der Stadt Bad Reichenhall. Die sogenannte “Alte Saline” ist heute ein Industriedenkmal. Die Salzproduktion wurde ab September 1926 in die “Neue Saline” verlagert.
DAS KÖNIGSPALAIS AUF EINEN BLICK
- GEBÄUDE: KÖNGIGSPALAIS (auch genannt: Beamtenstock)
- ORTSLAGE: STADTZENTRUM SALINENSTRASSE 1 gegenüber der Alten Saline
- URSPRÜNGLICHE VERWENDUNG DES GEBÄUDES: Administration des Salinenbetriebs als Teil der Kuranlagen
- BAUJAHR: 1839 – denkmalgeschützt: Teil der Denkmalliste von Bayern Nr. D-1-72-114-126
- BAUSTIL: Neoklassizismus
- BAUHERR: König Ludwig I.
- ARCHITEKT: FRIEDRICH VON GÄRTNER
DAS KOSMETIKSTUDIO AUF EINEN BLICK
- GESAMTFLÄCHE: 53 Quadratmeter
- LAGE IM GEBÄUDE: BEL ETAGE
- BESONDERHEITEN:
- kernsaniert
- barrierefreier Zugang
- Kreuz-Gewölbedecken
- Raumhöhe bis zu 3,5 Meter
- Rundbogenfenster mit genialem Blick auf die “Alte Saline“ und auf den Berg „Predigtstuhl“
DER GRUNDRISS DES KOSMETIKSTUDIOS
Der Grundriss gliedert sich in einen großen Raum, den es zu zonieren galt sowie in zwei WC’s und einen praktischen Vorraum.
DER RAUM
- eine über 3 Meter hohe Kreuzgewölbedecke
- massiver Eichenboden in einem dominierenden Farbton und Finish
- denkmalschutzkonforme Holzfenster
- zeitgemäße Bäder
- ein klarer Grundriss
Links der Raum vorher.
Rechts der Raum nachher
Klar war, dass er wenige Maßnahmen braucht. Die aber mussten sitzen, um eine gedämpfte Atmosphäre und um ein hochwertiges Material- und Farbkonzept zu ermöglichen. Ich fand den Boden nicht nur „mitgenommen“ bei näherer Betrachtung fand ich Farbe und Finish zu dominierend. Ebenso die weißen Wände, die ja mit dem Kreuzgewölbe eine Einheit bilden.
Bevor ein MASTERPLAN entsteht, sind weitere Informationen zu sammeln:
- Welche Funktionen muss und welche sollte er bestenfalls auch erfüllen?
- Was passiert wann und wo im Raum? Dazu wollte ich den gesamten Ablauf einer Behandlung verstehen – so wie Frau Comment ihn für Ihre Kundinnen haben möchte
- Welche Emotionen soll der Raum hervorrufen?
- Wie lässt sich der Oberbegriff “WELLBEING” spürbar in alle Details bringen.
- Was braucht es über die Funktionen hinaus, damit die Kundinnen von Frau Comment spüren, dass ihre Auszeit so viel mehr ist als nur eine Gesichtsbehandlung? Nämlich eine Auszeit von immer mehr Reizüberflutung.
- Was könnten wir hinzufügen, um das “anders” noch zu verstärken: Mein “Out of the box Input” – denn ich habe die glückliches Situation, dass ich aus einer anderen Perspektive – von aussen – draufsehe als Frau Comment.
- Was ist schon vorhanden und sollte in Neues integriert werden?
- Was lässt der Raum überhaupt zu?
- Was sind seine Herausforderungen?
- Wie ist das Branding von Frau Comment?
2. Projektdaten & Projektziele bewerten + reduzieren
DAS ZIEL ALLER 5 PHASEN: MENSCH & RAUM IDEAL ZUSAMMENBRINGEN
Das Wichtigste in Phase 2
Mit dem ersten Ortstermin hatte ich eine schlüssige Idee vom Raum vor Augen und die notwendigen letzten Informationen für den PROJEKT-MASTERPLAN zusammen.
Sobald die wichtigsten Daten gesammelt sind, analysiere und bewerte ich sie für folgende drei Bereiche und halte sie im MASTERPLAN fest:
1. FUNKTIONEN
2. RAHMENDATEN
3. 5 SINNE-DESIGN | LOOK – FEEL – HEAR – SMELL – TASTE – mein Konzept des Sensory Wellbeing Design©
FUNKTIONEN
Welche Funktionsbereiche sich meine Kundin wünschte, damit eine Behandlung von der Begrüßung bis zur Verabschiedung ein Erlebnis für ihre Kundinnen sein würde:
- Empfang
- Garderobe
- Teeküche
- Sitzbereich
- Behandlungsbereich mit Waschbecken
- Schreibtisch für administrative Aufgaben
- Präsentationsmöbel für hochwertige Wirkstoffkosmetik aus San Francisco
RAHMENDATEN
Doch damit ein Projekt bei aller Euphorie nicht aus dem Ruder läuft oder Gefahr läuft wieder zu verwässern oder nicht zu Ende gebracht zu werden, enthält der Masterplan neben den ausgewerteten Daten auch:
- den Baustand abbildende Pläne
- die besondere und zu berücksichtigende Tragstruktur des Raumes
- das Budget
- den Zeitrahmen
- den Umsetzungsstandard
- den Technikbedarf
- die in Frage kommenden Handwerker
- die in Frage kommenden Materialien
- und viele andere Daten, die den roten Faden für die Umsetzung bildeten
5 SINNE-DESIGN | LOOK – FEEL – HEAR – SMELL – TASTE
KERNFRAGE MEINER ENTWÜRFE
Welchen sinnlichen Raumeindruck wollen wir über das Design erzeugen?
Als ich bei einem Kaffee Beate Comments Geschichte von ihrem Leben in der Bay Area und San Francisco hörte, nahm das Bild vom Raum noch mehr Form an, – zumal ich selbst das kalifornische Lebensgefühl selbst gut kannte.
Ich schlug ihr vor, ihre Geschichte und das, was sie als weltoffene Frau ausmacht, in ihre neuen Räume zu bringen: Minimalistische MARKENRÄUME, die so unverwechselbar in Erinnerung bleiben, wie Beates Art und Philosophie.
Auch ich sah ihre Räume “anders”. Beate Comment war selbst ganz anders, als ich es von Kosmetikerinnen kannte. So entstand ein immer klareres Bild von einem ästhetischen Raum mit einer kosmopolitischen Atmosphäre, die Kundinnen sofort mit allen Sinnen in „eine andere Welt“ eintauchen lässt. Das verstehe ich als Kundin einer Premium-Kosmetikerin unter Service.
Vielleicht fragst du dich zurecht, warum ich den Geschmackssinn einbezogen habe?
Weil Frau Comment ihren Kundinnen die Behandlungsszeit mit einer Tasse Tee beginnt, damit die Kundin erst mal ankommen und sich auf die Behandlung einstimmen kann. Das finde auch ich essentiell, denn die meisten Menschen flitzen nur so durch ihren Alltag.
SLOW LIVING – war ja auch ein Teil des Gesamtkonzepts, um Kundinnen über die Raumwahrnehmung “zu entschleunigen”.
3. DESIGNKONZEPT für alle Sinne entwickeln + darstellen + festlegen
Das Wichtigste in Phase 3
Das Gesamtkonzept berücksichtigt alle Elemente des MASTERPLANS. Diese fügen sich zu einem stimmigen Gesamtbild, sowohl funktional als auch visuell und sensorisch. Ich entwickle anfangs aus der Analyse eine erste Idee und daraus dann ein Grobkonzept, damit es sowohl bei mir als auch beim Kunden in Form eines verfeinerten Konzepts reifen kann, bevor es in den finalen Entwurf und in die Umsetzung geht.
Daraus entwickelte ich weiter:
✓ Raumfluss
✓ Branding & Storykonzept
✓ Elemente bestimmen, die allen 5 Sinnen gut tun
✓ Elemente für Atmosphäre bestimmen
✓ Möblierungskonzept, das vorhandene Möbel integriert und ergänzende vorsieht
✓ Farb- und Materialkonzept | Oberflächen
✓ Akustikmaßnahmen
✓ Beleuchtungskonzept
RAUM & RAUMFLUSS
Mein erster Eindruck: “Wow, was für ein Raum!”
Da war schon ganz viel da, was der gewünschten Atmosphäre in die Hände spielte. Doch wenn Auftraggeber alles perfekt haben möchten, passiert es leicht, dass sie zu viel wollen. Da halte ich fest an meinem Leitsatz: Weniger ist mehr.
Mehr dazu, wie ich Innenarchitektur sehe, und was ich von Perfektion halte.
Hier arbeitete ich mit dem Raum und den Flächen sowie mit dem Tageslicht, das durch die Rundbogenfenster fällt und die Kanten der Gewölbedecke plastisch wirken lässt: Licht, Schatten und grafische Raumkanten an Decke und an den Wänden.
Ich musste mit dem Raum arbeiten und durfte ihn nicht mit Möbeln zustellen. Stauraum ja. Aber nur so viel wie nötig. Wie gut, dass Frau Comment es minimalistisch mag, so konnte ich sie schnell in meine Gedanken mitnehmen.
DAS GESTALTUNGS- & MARKENKONZEPT – SPA | LABOR | SLOWLIVING
Frau Comments Geschichte und ihre Zeit in San Francisco war ein Teil von ihr und ihrer Philosophie:
– weltoffen
– innovativ
– professionell.
Nicht zufällig arbeitete sie mit einem der führenden Dermatologen in San Francisco zusammen. Ihre Kundinnen waren meist Frauen, die beruflich vor der Kamera standen und denen “Feel Good Kosmetik” nicht genügte. Sie wollten “Results”. Daher arbeitet Beate Comment mit Produkten, die “was können”.
Ihr Branding war in die Jahre gekommen. Frau Comment war klar, dass sie ihre Philosophie nach Bad Reichenhall bringen wollte, auch wenn dir Kundinnen dort eher die klassischen Studios gewohnt waren. Ästhetik und eine einmalige Atmosphäre sowie “sichtbare Results” würde genau die Frauen in ihr Studio bringen, die mehr als nur eine Gesichtsbehandlung wollten: ein Auszeit und Zeit für sich.
Den größten Einfluss auf die Atmosphäre haben hier die großen Flächen: Wände, Decken und der Boden. Vor allem den Boden wollte ich angehen. Denn:
Der Boden trägt den Raum
Martina Velmeden
Der Eichenboden wurde abgeschliffen und mit einem vorher bemusterten farbigem Pigmentwachs behandelt, um die beruhigende Atmosphäre zu erreichen, die oft nur mit unpoliertem Naturstein erreicht wird.
Dieses Konzept-Board zeigt das Grobkonzept, das im nächsten Schritt mit Frau Comment auf seine Essenz und reduziert und umgesetzt wurde.
Besuch & Behandlung bei Frau Comment soll idealerweise das Lebensgefühl ihrer Kundinnen verbessern: Wohlfühlen ab der 1. Sekunde, Stress abbauen, Alltagshektik hinter sich lassen, zur Ruhe zu kommen – entspannen und dabei wirksam etwas für Körper, Seele und Aussehen machen.
Ein Material- und Farbboard dient im gesamten Gestaltungsprozess dem Entwurf und klärt – auch bei entsprechendem Licht: Welches Material wofür? Wie fügt sich das Material? Wie verarbeitet man es? Welche Oberfläche sollte es wofür haben? Wie strapazierfähig sollte es sein? Auch hier gilt: Weniger ist mehr, denn am Ende “fliegen auch Materialien raus”.
4. ENTWURF entwickeln & WOHLFÜHLRAUM für alle Sinne gestalten
Das Wichtigste in Phase 4
weniger. sinnlicher. wohlfühlen.
Meine Philosophie ist es, genau die Maßnahmen umzusetzen, die den Raum verbessern und meinen Kunden zum Ziel bringen. Mit möglichst wenigen Materialien und nur den Möbeln, die gebraucht werden. Denn eine Raum braucht Raum, besonders mit diesen architektonischen, raumprägenden Details.
Meine Philosophie ist auch: Im Entwurf mit dem Raum zu arbeiten – statt gegen ihn. Gegen einen Raum wäre, wenn man einen schwierigen Bereich “wegdekoriert”, beispielsweise mit Pflanzen zustellt oder Möbel davor stellt. Das verschlimmert den Bereich eher, weil er noch stärker wahrgenommen wird.
Wie ich mit meine Philosophie: „Weniger, aber sinnlicher ist mehr.“ aus dem Gesamtkonzept einen Wohlfühl-Raum entwarf, der alle Sinne einbezieht:
- Für mich stand neben der Funktion das Raumerlebnis sowie eine einladende, warme Atmosphäre im Vordergrund.
- Neben der Lichtplanung spielen für die Atmosphäre die lichtreflektierenden Oberflächen und Materialien eine große Rolle: Böden, Wände, Decke und die Frage, wie und womit ich die Fenster blickdicht bekomme, ohne den Raum zu verdunkeln.
- Mit der Wahl der Wandfarbe nahmen wir uns viel Zeit, denn die Lichtsituation im Fensterbereich gibt eine Farbe anders wieder als in einer Raumecke. Daher rate ich auch von Farbberatungen ab, die nicht am Ort stattfinden, um den es geht.
- Ich feilte daher an einem um Nuancen ausgeklügelten Material- und Farbkonzept. Es ging darum, möglichst monochrom zu bleiben, jedoch in feinen, grau-beige Abstufungen mit einem kreidigen Finish. Als der Boden abgeschliffen und zum Farbkonzept passend pigmentiert war, fügte sich ein Entwurfsbaustein zum nächsten.
- Frau Comment war von den Vorhängen und ihrer warmen Wirkung bei Tageslicht so begeistert, dass sie diese auch in ihrem Zuhause haben wollte.
- Bei Vorhängen und Polstern nehme ich mir gerne Zeit und greife auf hunderte Nuancen zu, unter denen ich den Ton herausarbeite, der die gewünschte Atmosphäre und Materialität ergänzt oder bewusst bricht.
- Hier, im denkmalgeschützten Königspalais löste ich den Entwurf von der Gebäudehülle. Diese wollte ich nicht mit Einbauten antasten, denn diese hätten den Raum verschlechtert. Oft sind Einbauten aber das Mittel der Wahl, um einem Raum mit individuellen Möbeln Charakter zu geben und optimal zu nutzen.
- Also platzierten wir alle Möbel im Raum. Nur so viele, wie für die einzelnen Funktionsbereiche nötig. Nichts Überflüssiges.
- Das übergeordnete fühlbare Thema: Ankommen, sich willkommen fühlen, Alltag draußen lassen, entspannen, es bequem und warm haben. Der Raum duftet gut und alles fühlt sich hochwertig und gut an. Jede Sekunde ein Plus für Körper & Seele.
- Den Behandlungsbereich definiert ein halbrunder Paravent aus gefaltetem Papier, der dem Raum Leichtigkeit gibt. Durch die Form leitet er die Kundinnen durch den Raum, ohne ihn voll erfassbar zu machen.
- Ebenfalls aus Papier gefaltete Deckenleuchten nehmen die Leichtigkeit auf und bleiben im selben Thema.
- Kontrastiert wird diese Leichtigkeit mit schlichten Stahlschränken, die das übergeordnete Thema “Labor” aufgreifen und Präsentationsfläche für Frau Comments Wirkstoffkosmetik sind.
- Die bequemen, lehnenlosen Sitzmöbel sind auf einem Teppich platziert, der den Bereich markiert, in dem die Kundin ankommen darf, in Ruhe einen Tee genießt und sich auf die Behandlung einstimmt.
DER UMGESETZTE GRUNDRISS MIT DEN GEWÜNSCHTEN FUNKTIONSBEREICHEN
DAS UMGESTALTETE KOSMETIKSTUDIO
5. DAS DESIGNKONZEPT erhalten
Das Wichtigste in Phase 5
ERHALTEN
Nicht so banal: Ein Raumkonzept läuft schnell Gefahr, wieder verwässert zu werden, wenn es erst mal in Gebrauch ist.
✓ Ordnung und Sauberkeit sind selbstredend, aber nicht so selbstverständlich. Schon ein noch nicht ausgepackter Karton im Sichtfeld der Kundin ist eine Information, die nicht mit dem Rest zusammengeht.
✓ Eine hochwertige Ausführung leidet, sobald beispielsweise Verschleißteile, wie Leuchtmittel, Elektrogeräte nicht repariert oder Handtücher nicht regelmäßig erneuert werden.
✓ Eben mal schnell (unüberlegt) gekaufte und banale Gegenstände, wie Locher, Stifte, Vasen verwässern das Gestaltungskonzept, wenn sie nicht dazu passen und vor allem sichtbar sind für den Kunden.
✓ Ja, Ästhetik zu erhalten erfordert auch Disziplin und ein Auge dafür.
✓ Jedes Detail zählt. Oder wie mein früherer Architektur- und Innenarchitekturprofessor in Entwurf und Baukonstruktion, Frank Drewes, zu sagen pflegte: “Sie können machen, was Sie wollen, Sie können aussehen wie Sie wollen. Aber Sie treffen damit immer eine Aussage.” Bleibt die gut zu überdenkende Frage, was ich / man aussagen möchte?
Daher ist das bewusste Erhalten und Ergänzen nach Fertigstellung ein fortlaufender Prozess – so wichtig wie der Weg bis zur Realisierung.
Kunden, mit denen ich aufgrund ihrer Projektgröße länger vertrauensvoll zusammen gearbeitet habe, haben sich über die Gespräche mit mir ein anderes Kaufverhalten und Verständnis für Raum angeeignet. Sie haben nun genug Selbstvertrauen, ihre Räume auch weiterhin gut zu gestalten: Weniger, aber besser und vor allem passend zu ihrem Gesamtkonzept, das sie mit Geduld, Zeit und einem Budget und mit mir an ihrer Seite umgesetzt haben.
Wie Frau Comment die Zusammenarbeit mit mir empfunden hat
“Ich lernte Martina Velmeden durch Googeln kennen. Ihre Beschreibung, Räume funktional und zugleich mit respektvoller Sensibilität nach einem harmonischen Wohlbefinden einzurichten, hat mich sofort begeistert.
2020 mietete ich diese wunderschönen Räume in einem historischem Gebäude in Bad Reichenhall . Ich wollte ein Kosmetikstudio gestalten, welches mir ermöglicht meine erfolgreiche Karriere von San Francisco in Bad Reichenhall fortzusetzen. Ich wollte loslegen das neues Studio einzurichten. Sehr bald merkte ich, dass ich mich überschätzt hatte. Die hohen gewölbten Decken, der fantastische Holzfußboden und meine Möbel benötigen ganz einfach eine professionelle Fachkraft die alles geschickt zusammen führt .
Martina Velmeden verstand sehr schnell worauf es mir ankam. Ich wollte meinen Klienten eine Umgebung bieten, in der es mir gelingt, sie professionell mit der individuellen Hautpflege zu versorgen und sie zur gleichen Zeit n einer eleganten und wohltuenden Umgebung zu verwöhnen.
M.V. verstand meinen minimalistischen Approach. Ihr fachliches Wissen verwandelte das Studio in „mein“ Kosmetikstudio .
Sie verzauberte den Raum in ein elegantes, einladendes Kosmetikstudio. Sie scheute nicht den weiten Weg zu mir nach BR zukommen.
Ich war fasziniert wie detailliert sie mir ihre Ideen präsentierte. Nach meinem Erstgespräch am Telefon war ich schon begeistert doch nach dem persönlichen Treffen wusste ich dass ich in sehr guten Händen war.
MV gab mir auch zahlreiche Tips für meine Wohnung mit dem notwendigen i Tupfchen to a step up. Auch da kam es mir auf das richtige “ Händchen“ an, denn es sollte kein übererfüllter Raum werden. All meine Möbel sind echte Klassiker und begleiten mich mit Freude seit vielen Jahren. MV würde ich jederzeit bei zukünftigen Projekten konsultieren.”
Beate Comment
LESETIPP
Hier eine weitere CASE STUDY über ein minimalistisches Kosmetikstudio, mit dem ich beauftragt wurde.